Ich bin schon ziemlich lange in der Vorkriegsszene unterwegs aber ich muss sagen der Einstieg dazu war gar nicht so leicht.
Ich bin viel beruflich unterwegs und treffe ziemlich viele Menschen. Wie das so oft ist kommt man oft auch zu privaten Dingen im laufe eines Gesprächs. Das Thema Oldtimer ist natürlich bei mir immer präsent und so weiss vermutlich ein Großteil der Branche das hier auch eine meiner Leidenschaften steckt.
Was mir immer wieder auffällt ist, das viele beim Begriff Oldtimer eigentlich alles bis zu den 60zigern Autos im Kopf haben und wenn dann die Frage nach dem Auto und Baujahr kommt ein großes Rätseln und ein Stück Ehrfurcht im Gesicht meines Gesprächspartner auftaucht.
Scheinbar fährt man keinen Oldtimer….nein ….man fährt einen Vorkriegler. Umso mehr ist das erstaunlich weil es doch eigentlich die Wiegejahre des Automobils sind . Gerade die 20ziger in Frankreich haben meiner Ansicht nach die Entwicklung des Automobils erheblich voran gebracht.
Ehrlich gesagt war mir das lange auch nicht klar und mein Einstieg in die Szene war so naiv wie es nur sein konnte. Mein Fiat (Fehler in allen Teilen) war schnell zu meinem persönlichen Erkennungszeichen (auch zum Gespött ) geworden. Das lag nicht unbedingt an der Optik des Autos….sondern vielmehr das es ich in einer absoluten regelmäßigkeit damit liegengeblieben bin (darauf konnte man sich wirklich verlassen ).
Das Auto kam aus England und nach dem ich lange genug für ein engl. Unternehmen gearbeitet hatte, hätte ich es wissen müssen. Es wird wild repariert nur das Problem ist…es soll halt einfach nur bis zum nächsten Lauf halten. Gut wir deutschen sind ein wenig zu gründlich aber ein Mittelmaß aus beidem wäre das Optimum.
Nach vielen kleinen aber regelm. Reparaturen hat das Fahrzeug heute einen Status erreicht das es nun läuft wie ein Uhrwerk (sehr Deutsch ) , aber die die mich kennen schlagen immer noch die Hände über den Kopf wenn ich mit dem Fiat komme….diesen Ruf werde ich wohl nie wieder los
.
Bei den Nachfolgenden Autos (natürlich Vorkriegsfahrzeuge) war ich schlauer und so wurden sie zerlegt und komplett überholt…..das Amilcar wurde sogar komplett retauriert , was aber nicht nur viel Geld gekostet hat sondern auch viel Zeit und die Geduld die ich bis zur ersten Probefahrt aufbringen musste , den Bastlern unter uns geht es übrigens umgekehrt aber so einer bin ich überhaupt nicht.
Und das sind wir schon bei einem Problem, wer nicht basteln kann ist oft Vorkriegsfahrer 2ter Klasse. Ja die Tüftler kennen jede Schraube ihres Fahrzeuges (und meist des Nachbarautos auch) und das ist oft auch gut so, denn der Gottvater ihrer Werkstatt des Vertrauens lässt sich das recht gut bezahlen und so ist handwerkliches Geschick natürlich deutlich wirtschaftlicher (auch wenn ich sage muss…..ich kenne Bastler die auch ständig liegen bleiben). Vermutlich liegt da ein bisschen der Kern der Sache…..ist man denn weniger in der Szene weil man nicht schrauben kann und sich jemand leistet der das für einen übernimmt.
Also meiner Ansicht nach ist das nicht so denn ich bin dafür der lebende Beweis. Ich kann zwar nicht schrauben (auch wenn mein Wissen über die Technik überproportional zugenommen hat im laufe der Zeit).….aber dafür schreiben (glaube ich zumindestens )! Auch die Bücher die sich mittlerweile angesammelt haben, neben vielen historischen Zeitungen aus den 20zigern ist schon eine ganze Menge (und sind auch schon mangels Regalen übers ganze Haus zum leidwesen meiner Frau verteilt). Auch mein Archiv zur Marke Benjamin hoffe ich dann doch noch irgendwann sogar in ein eigenes Buch ein zu bringen (wenn auch die Käuferschicht dafür recht selten sein wird…..aber ich kämpfe ja auch im Blog gegen das Vergessen).
Ein Einstieg in die Szene ist also erst mal im Kopf eine Hürde, sich zu trauen ein solches Fahrzeug zu kaufen und hoffentlich so viel technisches Wissen selber zu haben oder jemanden zu kennen der das mitbringt. Auch darf man sich von so manchem Spruch der da kommt (und manchmal sogar Ablehnung) nicht ins Boxhorn jagen lassen. Die Ernte die man dafür einfährt ist , das man ein Stück Technischer-Welt-Geschichte verantwortet und sein eigen nennen darf und natürlich auch dem Spaß damit zu fahren.
Da sind wir dann allerding auch beim Thema das darin wirklich wichtig ist. Ja ….es ist Verantwortung die man da übernimmt. Man muss sich vorstellen das so ein Fahrzeug meist über 90 Jahre am Buckel und sogar einen Weltkrieg überstanden hat (bei den Veteranen sind es zum größten Teil sogar 2). Zeitzeugen und Geschichten um das gerade erworbene Fahrzeug sind also wichtig zu erhalten (neben dem Fahrzeug!) und wenn es noch geht sogar zu ergänzen (was oft extrem schwierig ist). Oft verschwindet Geschichte von einem Verkauf zum anderen und dabei ist es doch genau das was dieses Hobby so ausmacht……Geschichte!
Ich spreche übrigens nicht von erfundenen denn das ist wahrlich Betrug und wie man so schön sagt haben Lügen kurze Räder…nein ich meine natürlich Beine. Auch muss ich so manchen Journalisten mal bitten genauer zu recherchieren , so wurde gerade Brutus in einer seriösen Publikation zum historischen Fahrzeug mit Geschichte was er natürlich nicht hat (auch wenn ich technisch diese Fahrzeug meinen größten Respekt zolle).
Nicht zu vergessen übrigens, die Zeit die man selber damit Verbracht hat mit so einem Fahrzeug ist eben auch ein Teil dieser Geschichte und sollte dem Käufer unbedingt mit übergeben werden (zumindestens in Kopie…..eine spätere anfrage bei der NSA hilft vermutlich nicht).
Ich selber hatte die für meinen Fiat das Glück das vieles schon dabei war (leider nicht geordnet…aber das habe ich dann nachgeholt). Auch habe ich , da das Auto sehr lange in Australien war, den Australischen VSCC angeschrieben und um Hilfe gebeten. Ich war übrigens außerordentlich Erfolgreich und konnte so manche Lücke schließen und besitze viele weitere Bilder meines Fahrzeuges aus den 70zigern und 80zigern deswegen. Auch hatte ich sogar Kontakt zum Sohn des Erbauers meines Fiats (denn Frank Adam ist leider vor einigen Jahren verstorben) und hoffe immer noch das ich eines Tages ihn mal in mein Auto setzen kann.
Ja mein Blog ist seit Jahren ein Versuch gegen das Vergessen, dabei gibt es so viele Geschichten und Kuri
ositäten die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Auch habe ich den Eindruck das so mancher den Einstieg nach dem lesens meines Blogs dann doch getraut hat und hoffentlich die Ehrfurcht auf ein vernünftiges Maß zusammengeschrumpft wurde. Einige Fahrzeuge und Neueinsteiger die durch diesen Blog entstanden und motiviert wurden , sind mir auf jeden Fall bekannt.
Sich (und manchmal auch andere) dabei nicht zu ernst zu nehmen ist auf jeden Fall mal ein guter Einstieg, und Beharrlichkeit zahlt sich ja bekanntlicher Weise aus.