Heute mal über einen Oldtimer aber dann doch ganz anders, ich bauen nämlich eine „Le Petit“ von Jean Hiraga

Wir bauen eine Le Petit by Jean Hiraga Das vorgeschnitte Holz ist angekommen (MDF)

Als ich 15 war (Mein H Kennzeichen läuft schon eine Weile) hab ich tatsächlich mit einem guten Freund meiner Mutter meine ersten Lautsprecher selber gebaut (es waren sogar 3 Wege Lautsprecher).

Neben dem Oldtimer Thema bastle ich an vielen Sachen herum. Ich mag Dinge wieder neuen glanz zu verleihen oder sie eben wieder zum Leben erwecken. So hab ich zb. für meinen Werkstatt und für mein Homeoffice viele alte Apothekerschränke selber restauriert (und die sehen wirklich großartig aus….und vor allen Dingen…sie stehen sogar noch!).

Ein weiteres Hobby ist Hifi und so hab ich mittlerweile eine wirklich Highend Anlage die den Namen verdient. Der Klang ist unglaublich so sitzt man Mitten in der Musik (und das hat nichts mit Lautstärke zu tun sondern mit unglaublicher Detailtiefe und richtig gute Sound kommt von allen Seiten auch wenn nur 2 Lautsprecher vor dir stehen) und entdeckt darüber Musikstücke die ich 1000 fach gehört habe absolut neu. Meine Jahres-Statistik auf Spotify ist übrigens erschreckend und mittlerweile nutze ich auch Tidal wegen seiner unglaublichen Auflösung (und jetzt keine Grundsatz-Diskussion ob Platte wirklich besser ist…..sie kann aber Digital ist heute durchaus ebenbürtig mit einigem Aufwand).

Da ich mich mit dem Thema ziemlich auseinander setze (man kann alles noch optimieren) bin ich über eine Youtube Reihe gestoßen bei dem jemand sich Lautsprecher baute und sein Kanal heißt Iam Mad (bei dem ich mich hier sehr bedanken möchte für seine aufschlussreichen und motivierenden Videos).

Die Vorlage dieser Lautsprecher kommt von Jean Hiraga aus den70ern (also eben Oldtimer….Speaker 😉 ). Ich muss sagen das mir Jean Hiraga (Frankreich….aber kein Cyclecar) bzw die Geschichte um diese Lautsprecher herum (und Personen) nicht wirklich was gesagt hat aber nach einige Recherchen bin ich dann doch ganz fasziniert wer da so dahinter steckt.

Bei diesen Lautsprechern (er hat noch andere …richtig teuere…gebaut und auch Röhrenverstärker) war die Idee das sie günstig (und dabei gut klingen ) und für jedermann baubar sein sollten und nannten sie „Le Petit“. Das Konzept sieht wirklich simpel aus und hat nur mit seiner zweiten Schallwand im unteren Bereich eine erstmal optische Besonderheit (bei der er sich aber was gedacht hatte ) und sie ein Teil des Klangkopzepts eben sind. Auch werden die Lautsprecher nicht mit dem üblichen 2 oder 3 Wege Konzept betrieben sondern mit einem Breitband Lautsprecher (hoch, tief und Mitte in einem Lautsprecher) mit wirklich kleiner Wattzahl (mit Breitbandkonzepten kann man sich übrigens auch auseinandersetzen ..danach versteht man was eine Lautsprecherweiche eigentlich machen muss!).

Nachdem ich alle Videos gesehen habe und auch dort eine Kostprobe des Klangs zu hören ist war ich ehrlich gesagt echt begeistert und dachte mir, das wird mein Weihnachtsprojekt (und ich muss auch mal wieder was basteln)

Dank der Videos von Iam Mad wusste ich auch was ich alles dafür brauche (und vor allen Dingen wie man s macht) und Tipps wo man es besorgen kann waren auch dabei.

Der Bau meiner Le Petit

So kam also ein Stapel bestelltem (und zurecht gesägtes) Holz, Furnier, Schrauben, Filz, Lautsprecher, Kabel, Buchsen usw. die Tage an (der Postbote hat mir schon die Freundschaft gekündigt ..das Zeug ist schwer…wirklich schwer) und ich habe mich ans Werk gemacht…nein eigentlich wir…weil meine Lebenspartnerin (am Anfang mit wiederwillen) mit eingespannt wurde.

Erst mal kann ich sagen das MDF Platten super zu verarbeiten sind, insbesondere wenn man schleift aber das sollte man nicht in einem Raum machen (den man noch braucht) denn der Staub hängt einfach überall (gut wenn wunderts, aber ich hatte die Hoffnung das es sich in Grenzen hält….tut es aber nicht).

Die Reihenfolgen des Baues hab ich auch ein bisschen abgeändert und das ist auch gut so (und wichtig wie beim Autoschrauben….gutes Werkzeug ist ein muss….alles andere kostet Nerven und Körperteile). Beim Lautsprecher selber bin ich exakt beim Bauplan geblieben denn ich hatte gelesen das jede Abänderung oder Versuch sie zu optimieren zu einem klanglichen Problem wird.

Ich muss gestehen das ich viel schneller voran gekommen bin als gedacht. Nachdem die Rohlinge zusammengebaut und die Ausschnitte gebohrt waren (als Tipp MDF ist unglaublich hart, es ist praktisch verleimter Holzstaub, das verschleißt die Bohrer und wenn man nicht aufpasst brennt die Hütte) war ordentlich schleifen angesagt (alles muss gerade sein damit das Furnier sauber drauf kommen kann…jeden Fehler siehst du).

Das schneiden des Filz hat allerdings auch noch einige Zeit beansprucht (also hauptsächlich die meiner Partnerin….das war auch fast schon der Ausstieg aus unserem Projekt) denn der kam als ganzes Stück.

Furnieren selber gemacht, geht das gut?

Dann gings zum furnieren und das hab ich noch nie gemacht! Ja ich hab allerhand Videos dazu angesehen (in der Theorie hatte ich schon mal bestanden!) und hab mich für die Bügelmethode entschieden. Dazu streicht man beide Teile mit Holzleim ein und lässt es fast fertig trocknen. Danach legt man die Teile aufeinander und durch ein warmes Bügeleisen erwärmt sich der Holzleim und klebt final. Der Vorteil ist das man das Stück noch gut ausrichten kann (das ist schon wegen der Justierung der Verläufe im Holzmuster wichtig) und danach kann man auch sofort weiter arbeiten (abgesehen von den Trocknungsfasen ) weil ja alles sofort fest miteinander verbindet.

Beim Schneiden des Furniers sollte man ein wenig Übermaß machen muss aber danach ordentlich geschliffen werden (und zwar …genau..auf Kannte). Wichtig ist das hier die Kanten wirklich passgenau sitzen bevor man die anderen Seiten klebt. Auch sollte man sich Gedanken über den Verlauf des Holzmusters zwischen Deckel, Seitenteil und Oberseite machen (und zwar schon bevor man die einzelnen Teile schneidet…danach kann man nur weinen!) denn je besser alle Seiten zusammen passen umso besser sieht das End-Ergebnis aus. Ich muss gestehen das ich viel zu viel Furnier gekauft hatte (ich hatte also Verschnittmöglichkeiten ……und hab nur wenig geweint) …auch war ich mir am Anfang nicht sicher ob ich mich für das richtige Muster/Holz überhaupt entschieden habe. Beim Anbieter gabs echt große und tolle Auswahl…allerdings sollte man beim Muster darauf achten…je wilder umso schwieriger ist es Optisch richtig zusammen zu fügen (und ich befürchte da gibt es echt dann viele Tränen….das Zeug kostet!).

Nach einiger Zeit hatten wir dann den Dreh raus. Meine Partnerin hatte sogar echt Spaß daran gefunden und hat zum Schluss die (2te) Schallwand vorne dann ganz alleine gemacht (ich wurde nicht mehr gebraucht 😦 )…und die muss wirklich richtig passen wegen dem Muster-Verlauf (sie hat übrigens schon gefragt wann wir weiter machen…denn die Rückwände sind noch zu erledigen!). Die Königsklasse ist übrigens ein Loch zu furnieren!

TIP: Der passende Verstärker ist wichtig

Jetzt ist das so das immer zu einem Lautsprecher der Verstärker passen muss und umgekehrt. Es nützt nichts sich tolle (und teuere) Boxen zu kaufen denn selbst mit einem richtig guten Verstärker heisst das noch lange nicht das es gut zusammen klingt, beides muss miteinander leider eben harmonieren. Das ist bei diesen Lautsprechern ganz besonders. Zum einen weil sie eben nicht viel Watt haben (und mein Highendverstärker wohl sie beim ersten Anschalten durch den Raum schießen würden) sondern auch generell dafür gemacht sind klein und fein zu arbeiten. Am besten wäre natürlich ein kleiner Röhrenverstärker aber ich hab mich jetzt für einen mit wenig Wattzahl von Cambridge entschieden (da hab ich gute Erfahrungen mit einem DAC) und hoffe das dies zusammen harmoniert (ich hab ja einen Vergleich und wenn nicht…evtl. wird ein Eigenbau eines Röhrenverstärker dann mein nächstes Projekt?)

Was das ganze kostet?

  • MDF Holz (mit passenden Zuschnitt) EUR 142.-
  • Filz EUR 55,-
  • Furnier EUR 70,- (wenn man die richtige Menge kauft!)
  • Lautsprecher Fostex Sigma FE108EZ. EUR 380,- (es gibt auch eine günstigere Variante)
  • Kleinmaterial (Füsse, Schrauben, etc) EUR 100,-
  • Kabel, Klemmen, etc. EUR 100,-
  • INSGESAMT EUR 850,-

Dazu sind bisher rund 30 Stunden ins Land gegangen ….und ein bisschen Blut!

Natürlich kann man einiges günstiger machen z.B. beim Furnier, alternativ kann man MDF gut streichen oder 200 EUR günstiger Lautsprecher von Fostex (sie laufen im Original mit Fostex FE 103 S/ACR ), so dass man sie sicherlich für 600 EUR das Paar wirklich bauen kann.

Ich wurde übrigens nicht gesponsert sondern die Links sind eingebaut falls der eine oder andere sich jetzt überlegt sie selber zu bauen….challenge angenommen?

Und wie klingen sie?

Sie sind (leider) noch nicht ganz fertig (2te Schallwand aufgeklebt, Rückseiten müssen noch furniert werden, Lausprecher muss eingebaut werden , Filz rein, Verkabelung und noch einige schöne Details) aber das bisherige Ergebnis sieht schon ziemlich spannend aus und ich hoffe sie klingen dann auch gut (schwer sind sie übrigens auch). Auch muss ich mir noch was einfallen lassen denn sie müssen noch Standfüße bekommen…also ca. 40-50 cm vom Boden (auch das ist noch ein Projekt).

Hörprobe gebe ich also wenn sie fertig sind!

Im Falle das sich jemand mal mit dem Thema auseinander setzen möchte empfehle ich Youtube Suche „Le Petit Hiraga“ insbesondere aber den Kanal von Iam Mad, Real World Audio und Snake Oil Audio, die haben mir sehr geholfen sowohl für die Motivation als auch beim Bau der Lautsprecher …dafür ganz herzlichen Dank. Auch gibt es noch die Webseite Böses Vinyl der ebenfalls gerade welche baut…sein Mockup sieht schon mal richtig gut aus!

Über Jean Hiraga und seine Lautsprecher "Le Petit" 

Jean Hiraga ein Audio-Enthusiast und Audiophiler, der für seine Arbeit auf dem Gebiet der High-Fidelity-Klangwiedergabe bekannt war. In den 1970er Jahren entwarf und baute er ein kleines, hochwertiges Lautsprechersystem namens „Le Petit“, das hervorragende Klangqualität in einem kompakten, tragbaren Gehäuse bieten sollte. Die Lautsprecher wurden Berichten zufolge mit hochwertigen Komponenten hergestellt und waren so konzipiert, dass sie leicht zu betreiben waren, was sie zu einer beliebten Wahl unter Audiophilen machte.

Die „Le Petit“-Lautsprecher von Jean Hiraga erlangten einen guten Ruf für ihre hervorragende Klangqualität und wurden von Kritikern und Musikliebhabern hoch gelobt. Sie wurden in kleinen Stückzahlen produziert und sind heute bei Sammlern und Audiophilen sehr begehrt. Hiragas Arbeit als Tontechniker und Designer hatte einen bedeutenden Einfluss auf den Bereich der High-Fidelity-Klangwiedergabe, und seine „Le Petit“-Lautsprecher sind ein Zeugnis seines Könnens und seiner Erfahrung.